Im ShopJobs Portrait: Angelina Samochwalow
Angelina Samochwalow (26) ist in Würzburg aufgewachsen. Dort hat sie nach ihrem Abschluss an der Wirtschaftsschule eine Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation in einer Personalvermittlung für Fach- und Führungskräfte absolviert. Nach einem Jahr als HR Assistentin mit dem Schwerpunkt Headhunting war es für sie an der Zeit für etwas Neues und es hat sie nach Hannover zur Theo Wormland GmbH & Co KG gezogen.
Als Referentin für Personalmarketing und Recruiting vereint sie ihr Gespür für Mode mit ihrer Leidenschaft für Personalthemen. Im Interview mit ShopJobs erzählt sie, worauf es bei Bewerbungen im Einzelhandel und insbesondere im Fashionbereich ankommt und welche Themen zukünftig für Mitarbeiter im stationären Einzelhandel von Bedeutung sein werden.
Wie sieht der Alltag einer Referentin für Personalmarketing & Recruiting aus?
Angelina Samochwalow: In meinem Tagesablauf beschäftige ich mich schwerpunktmäßig mit der Sichtung und Prüfung der eingehenden Bewerbungsunterlagen, führe Telefoninterviews und persönliche Gespräche mit den Kandidaten. Als ich vor vier Jahren nach Hannover gekommen bin, durfte ich zunächst die Strukturen für meine Stelle aufbauen, da es diese Position vorher nicht gab. Dazu gehörte viel interne Prozessoptimierung, wie beispielsweise die Abschaffung der Bewerbungen per Post sowie die Entwicklung einheitlicher Guidelines für die Bewerbungsprozesse, die unseren Filialleitern den administrativen Aufwand erleichtert haben. An meiner Position finde ich spannend, dass ich nicht nur den Bereich Recruiting, sondern auch das Personalmarketing mit verantworte.
Geht jede Bewerbung erst über Ihren Tisch?
Angelina Samochwalow: Genau, das ist der Wunsch. Aber es kommt bei Bewerbungen für den Verkauf auch hin und wieder vor, dass ein Kandidat sich persönlich vorstellen möchte und seine Bewerbung direkt in einer unserer Filialen abgibt. Wenn dann das Gesamtbild stimmt, wird in der Regel ein Termin vereinbart und der Bewerber muss sich nicht noch mal über unsere Homepage bewerben. Wenn alles passt, freuen wir uns umso mehr darüber, dass unsere Recruitingmaßnahmen erfolgreich waren. Über welchen Kanal die Bewerbungen eingehen, ist in diesem Fall zweitrangig.
Welche Tipps haben Sie für Bewerber?
Angelina Samochwalow: Bitte keine standardisierten Bewerbungen! Es gibt für mich nichts Schlimmeres, als Bewerbungen zu lesen, die vermutlich in dieser Form an 20 weitere Unternehmen verschickt wurden. Aus dem Bewerbungsschreiben muss ersichtlich sein, warum die Person gerne bei uns arbeiten möchte. Vor allem aber ist es mir besonders wichtig, dass das Anschreiben authentisch ist und zur Persönlichkeit des Bewerbers passt. Die Bewerbung stellt die erste Eintrittskarte ins Unternehmen dar.
Wie ist da Ihre Erfahrung – spiegelt sich die Persönlichkeit der Bewerber im Anschreiben wieder?
Angelina Samochwalow: Wir erleben beides: Bewerber, die im Anschreiben auf den ersten Blick nicht überzeugen, aber über Erfahrung im Modebereich verfügen – diese überraschen mich oft im persönlichen Gespräch. Andererseits ist die perfekte Bewerbung keine Garantie dafür, dass der Kandidat dies im Vorstellungsgespräch auch wiederspiegelt.
Und wie macht man es richtig?
Angelina Samochwalow: Das Wichtigste ist, sich authentisch darzustellen und das Interesse an der eigenen Person zu wecken. Empfehlenswert ist es, die Bewerbung von jemandem gegenlesen zu lassen, denn Rechtschreibfehler sollte man in jedem Fall vermeiden. Wenn der Bewerber ins Profil passt, möchte ich mich in einem Gespräch von ihm überzeugen, denn die Bewerbung ist irgendwann nur noch ein Blatt Papier.
Gehen wir davon aus, der Kandidat hat es durch die erste Runde geschafft. Gibt es No Gos im Vorstellungsgespräch?
Angelina Samochwalow: Ein No Go ist für mich, wenn ein Kandidat gar nicht weiß, wieso er sich für unser Unternehmen und die entsprechende Position beworben hat. Wichtig ist, dass der Bewerber sich mit unserem Unternehmen identifizieren und erklären kann was ihm an WORMLAND besonders gefällt. Das setzt natürlich voraus, dass man sich über das Unternehmen und seine Produkte informiert. Weitere No Go´s sind für mich Unpünktlichkeit und ein ungepflegtes Äußeres.
Welche persönlichen Eigenschaften muss ein Bewerber mitbringen, um bei Wormland einsteigen zu können?
Angelina Samochwalow: Unsere Kunden legen großen Wert auf eine persönliche und typgerechte Beratung. Wir suchen daher Bewerber, die modeaffin und kommunikativ sind. Wer dazu noch mutig ist und gerne neue Trends und Styles ausprobiert, ist bei uns genau richtig. Gerade Männer sind, was Mode angeht gerne pragmatisch. Wenn sie einmal die richtige Jeans gefunden haben, dann kaufen sie diese auch noch ein fünftes Mal, weil sie eben gut sitzt. Wir möchten daher motivierte Mitarbeiter im Team, die den Kunden an die Hand nehmen und ihm auch mal etwas Neues zeigen. Wichtig ist auch, die richtigen Fragen zu stellen. Den Standardsatz „Kann ich Ihnen weiterhelfen?“ möchte man als Kunde doch nicht wirklich hören. Besser ist es, in einem lockeren Gespräch zu fragen, für welchen Anlass der Kunde ein Outfit sucht. Mit der individuellen Beratung möchten wir dem Kunden ein Einkaufserlebnis bieten. Hierin liegt die Stärke des stationären Handels gegenüber dem Onlinegeschäft. In diesem Zusammenhang kommt künftig eine hohe Verantwortung auf die Verkäufer zu.
Also würden Sie sagen, dass es eine Herausforderung für den stationären Einzelhandel ist, sich gegen den Online-Handel zu behaupten?
Angelina Samochwalow: Ja, auf jeden Fall. Der Online-Handel entwickelt sich rasant weiter. Im stationären Handel müssen wir dem Kunden Mehrwerte bieten, die „online“ nicht hat. Das A und O ist die persönliche Beratung und die individuelle Warenpräsentation mit denen wir Emotionen und Bedürfnisse beim Kunden wecken. Oftmals ist die ehrliche Meinung des Verkaufsberaters hilfreich, um sich für ein Outfit zu entscheiden. Wichtig ist, dass der Kunde mit seinem Einkauf glücklich unsere Filiale verlässt. Wenn er dann auch aus seinem privaten Umfeld bestätigt wird, kommt er gerne wieder und wir haben alles richtig gemacht.
Welche Aus- & Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es für Mitarbeiter in Ihrem Unternehmen?
Angelina Samochwalow: Wir bieten duale Ausbildungen zum Fachwirt für den Vertrieb im Einzelhandel und zum Handelsfachwirt an. Während der Ausbildungszeit können die Azubis deutschlandweit in verschiedene Filialen reinschnuppern und damit viele interessante Einblicke gewinnen. Unser Ziel ist es, alle Auszubildenden zu übernehmen. Einige starten direkt nach der Ausbildung als Abteilungsverantwortlicher oder Abteilungsleiter in einer unserer Filialen.
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für die Mitarbeiter im Einzelhandel?
Angelina Samochwalow: Eine der größten Herausforderungen ist es vom „Schubladendenken“ Abstand zu nehmen. Jeder Kunde muss von der Qualität des Produktes überzeugt sein. Der Preis sollte bei der Beratung eine untergeordnete Rolle spielen. Ein gutes Beispiel hierfür ist eine Winterjacke, von der man möglichst lange etwas haben möchte. Hier lohnt es sich etwas tiefer in die Tasche zu greifen, da die Qualität an dieser Stelle eine große Rolle spielt.
Welche Tipps oder Schulungen geben Sie den Mitarbeitern mit auf den Weg, damit sie diese Herausforderung meistern können?
Angelina Samochwalow: Die Basics werden von unseren Filialleitern während eines Onboarding-Prozesses und in unseren Welcome-Schulungen vermittelt, aber das Interesse an Mode, neuen Trends und Marken müssen unsere Mitarbeiter selbst mitbringen. Hintergrundwissen ist besonders wichtig, die Warenkenntnisse werden durch erfahrene Kollegen und regelmäßige Lieferantenschulungen vermittelt.
Zum Abschluss, womit schießen sich Bewerber definitiv ins Abseits und in welchen Fällen sind auch Quereinsteiger willkommen?
Angelina Samochwalow: Als Bewerber sollte man seine laufenden Bewerbungen genau im Blick haben, um bei telefonischen Rückfragen des Unternehmens vorbereitet zu sein – sonst kann es schnell peinlich werden. Wer Mode liebt und beispielsweise Erfahrungen im Service gesammelt hat, ist auch als Quereinsteiger bei uns willkommen.